Fakten
Streuobstwiesen sind wertvolle Naturflächen aus Menschenhand, deren ursprünglicher Sinn darin besteht, unser Vieh mit gutem Heu und uns Menschen mit frischem Obst zu versorgen. Fast „nebenbei“ haben sie sich dank dieser extensiven Nutzung über mehrere Jahrhunderte zu einem der artenreichsten Lebensräume Mitteleuropas und zu einem unverzichtbaren Landschaftselement unserer heutigen Kulturlandschaft entwickelt.
Heute gelten diese bedeutenden Ökosysteme jedoch als gefährdet, da viele Flächen in den vergangenen Jahrzehnten durch Nutzungsaufgabe, Flächenumwidmung oder die Umwandlung in intensiv genutzte Obstplantagen verloren gingen.
Die Österreichischen Bundesforste setzen sich in Kooperation mit dem Biosphärenpark Wienerwald Management und mit Unterstützung des Landes Niederösterreich schon länger aktiv für den Erhalt dieser schützenswerten Kulturflächen ein. Im Wienerwald betreuen sie über 40 Streuobstwiesen, auf denen in den letzten zehn Jahren insgesamt rund 1.000 neue Obstbäume alter Sorten gepflanzt wurden. Diese werden regelmäßig gepflegt und gegen Wildverbiss geschützt. Auf den Wienerwaldwiesen wachsen vor allem Apfel- und Birnbäume, aber auch Kirsch-, Zwetschken- und Walnussbäume – hie und da sind auch seltene Mispeln oder Speierlinge zu finden. Der im Verlauf der Jahreszeiten wechselnde Blüten-, Obst- und Samenreichtum sorgt für ein abwechslungsreiches Nahrungsangebot für zahlreiche gefährdete Wildbienen, seltene Schmetterlinge wie Segelfalter oder Großer Fuchs und Wirbeltiere wie Igel oder Stieglitz.
Die Baumhöhlen alter Obstbäume dienen wiederum Säugetieren wie Siebenschläfer oder Fledermäusen und Vögeln wie Wiedehopf, Wendehals oder Gartenrotschwanz als wertvolle Schlaf- bzw. Brutplätze.
Citizen Science – LaienforscherInnen unterwegs
Im seit 2020 laufenden mehrjährigen Citizen-Science-Projekt „ArtenReich Streuobstwiese“ erkunden ehrenamtliche LaienforscherInnen gemeinsam mit ExperInnen die artenreiche Tierwelt der Streuobstwiesen im Biosphärenpark Wienerwald. Oberstes Ziel ist es, die Vielfalt auf Streuobstwiesen der Biosphärenpark-Region zu dokumentieren. Auf Basis der erhobenen Daten sollen Rückschlüsse auf den Zustand dieses wertvollen Ökosystems gezogen und bei Bedarf lebensraumverbessernde Maßnahmen entwickelt werden. Durch projektbegleitende Öffentlichkeitsarbeit soll aber auch die Bedeutung wertvoller Kulturflächen wieder ins Bewusstsein gerufen werden und so ein respekt- und rücksichtsvoller Umgang mit der Natur entstehen.
Die ForscherInnen besuchen an zumindest drei Tagen im Jahr zu unterschiedlichen Jahreszeiten ihre eigene oder eine ihnen zugeteilte Bundesforste-Wiese und halten dabei Ausschau nach typischen Tierarten. Diese werden auf einem standardisierten Aufnahmebogen notiert und an die Projektleitung übermittelt. Neben den Aufnahmebögen erhalten die LaienforscherInnen Bestimmungshilfen und Artensteckbriefe. In einer jährlich stattfindenden Zusammenkunft lernen die ForscherInnen einander kennen, besprechen die Ergebnisse der Vorsaison und tauschen ihre Erfahrungen aus.
Die Projektwiesen wurden sorgfältig ausgewählt: Neben den Bundesforsten stellten weitere GrundeigentümerInnen Wiesen zur Verfügung, manche von ihnen sind sogar selbst als LaienforscherInnen unterwegs. Wer seine Streuobstwiese einbringen möchte, ist eingeladen, mit der Projektleitung in Kontakt zu treten. Unbedingt zu beachten ist, dass kein(e) ProjektteilnehmerIn eine Streuobstwiese ohne die Einwilligung der GrundeigentümerInnen betritt.
Die Arbeit der engagierten LaienforscherInnen trug bereits in der ersten Saison Früchte: Daten von 14 Streuobstwiesen aus unterschiedlichen Bereichen des Biosphärenparks Wienerwald liegen nun vor!
Falls auch Sie Interesse an dieser ehrenamtlichen Forschungstätigkeit haben, nehmen Sie bitte unter folgender Emailadresse Kontakt mit der Projektleitung auf: gernot.waiss@bundesforste.at. Zusätzliche ForscherInnen sind herzlich willkommen!