Die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen - Globale Ziele für Menschen und Umwelt
Im September 2015 fassten alle 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen gemeinsam einen Plan mit dem Ziel, eine bessere Zukunft für alle zu erreichen. Konkret soll in den nächsten 15 Jahren mit einer globalen und gemeinsamen Kraftanstrengung extreme Armut beendet, Ungleichheit und Ungerechtigkeit bekämpft und unser Planet geschützt werden. Das Herzstück der "Agenda 2030" sind die 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs).
Diese neue Globalen Ziele ergeben sich aus einem Prozess, der umfassender war als je zuvor und in dem sowohl VertreterInnen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft als auch BürgerInnen von Anfang an beteiligt waren. Die Verwirklichung dieser Ziele bedarf einer beispiellosen Anstrengung von allen Sektoren in der Gesellschaft.
Auch der Biosphärenpark Wienerwald ist bestrebt, in seinen Projekten möglichst viele dieser Globalen Ziele zu berücksichtigen, um die Welt in der Lebensregion Wienerwald ein Stück weiter zu verbessern und zu entwickeln.
Keine Armut / No Poverty
Vor allem in Entwicklungsländern ist Armut noch immer ein zentrales Problem. Dabei geht es um fehlendes Einkommen, um Hunger und beschränkte Bildungs- und Partizipationsmöglichkeiten. Ziele dieses SDG inkludieren beispielsweise das Ende von Armut, also ein Einkommen unter 1,25 Dollar pro Tag, für Menschen weltweit.
Kein Hunger / Zero Hunger
Die Produktion und Verteilung von Nahrungsmitteln weltweit bringt viele Probleme wie etwa die Degradierung von Böden, ein erhöhtes Risiko für Dürren und Überflutungen und Hunger mit sich. Um dem entgegenzuwirken ist es notwendig, eine weitgehende Veränderung im globalen System herbeizurufen, eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern und Marktungleichheiten zu beseitigen. In Entwicklungsländern wird vorrangig ein Ende des Hungers und Zugang zu nährstoffreichen Nahrungsmitteln für alle - insbesondere für Kinder, schwangere Frauen und ältere Menschen - angestrebt. In den entwickelten Ländern wiederum liegt der Fokus vermehrt auf dem Einkommen der LebensmittelproduzentInnen und einer nachhaltigen Produktion.
Gesundheit und Wohlergehen / Good Health and Well-Being
Gesundheit und Wohlbefinden für alle in jedem Alter ist eine Grundvoraussetzung für Nachhaltige Entwicklung. Global im Fokus stehen hierbei die Reduktion der Kinder- und Müttersterblichkeit und die Bekämpfung von Krankheiten wie HIV/AIDS, Malaria und anderen.
Hochwertige Bildung / Quality Education
Zugang zu Bildung ist die Grundlage zur Verbesserung vieler Lebensumstände. Vor allem in Entwicklungsländern ist Schulbildung für Kinder, speziell für Mädchen, nicht selbstverständlich. Dadurch sind die Möglichkeiten sich zu entwickeln und der Armutsfalle zu entkommen stark eingeschränkt. Neben dem grundlegenden Zugang zu freier Bildung, sollen auch Wissen und Fähigkeiten, die für eine nachhaltige Entwicklung essentiell sind, vermittelt werden.
Obwohl in den letzten Jahren schon große Fortschritte hinsichtlich der Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern erzielt wurden, sind Frauen immer noch oft Opfer von Gewalt und Diskriminierung. Gleichberechtigung ist ein fundamentales Menschenrecht! Der gleiche Zugang zu Bildung, Arbeit, Politik und Wirtschaft ist mit eine Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung und kann in vielen Bereichen neue Möglichkeiten und Perspektiven eröffnen.
Im Biosphärenpark Wienerwald wird die Bedeutung der Frauen in unserer Gesellschaft und ihr Engagement jedes Jahr durch die Wahl zur Wienerwälderin des Jahres besonders hervorgehoben und wertgeschätzt.
Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen / Clean Water and Sanitation
Sauberes Trinkwasser ist die Basis für ein gesundes Leben. Obwohl es genug Süßwasser auf der Erde gibt, um alle Menschen zu versorgen, haben viele Menschen - aufgrund von schlechten Wirtschaftssituationen und fehlender Infrastruktur - keinen Zugang. Auch Dürreperioden stellen in diesem Bereich ein großes Problem dar. Zugang zu einwandfreiem Trinkwasser und sanitären Anlagen sowie eine effiziente Wassernutzung und gesunde Gewässerökosysteme sind Beispiele für Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen um dieses Ziel zu erreichen.
Bezahlbare und saubere Energie / Affordable and Clean Energy
Ohne Strom würde in unseren heutigen Gesellschaften so gut wie nichts funktionieren – und trotzdem stammt ein Großteil unserer Energiegewinnung noch immer aus nicht-erneuerbaren Ressourcen wie zum Beispiel Erdöl. Die Vorräte sind beschränkt und die Verbrennung verursacht schädliche Emissionen, die zum globalen Klimawandel beitragen. Um eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen ist es notwendig, den Anteil an sauberen, erneuerbaren Energien sowie die Energieeffizienz zu erhöhen und gleichzeitig Energie einzusparen.
Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum / Decent Work an Economic Growth
Das Fehlen ordentlicher Arbeitsmöglichkeiten, unzureichende Investitionen und Minderverbrauch führen zum Versagen gesellschaftlicher Grundlagen. Um nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen, werden Arbeitsplätze gebraucht, die die Wirtschaft stimulieren ohne die Umwelt zu belasten. Dazu gehört etwa auch der Schutz von Arbeitsrechten, ein konstantes Wirtschaftswachstum in Entwicklungsländern, nachhaltige Produktion und die Förderung von nachhaltigem Tourismus.
Im Biosphärenpark Wienerwald wird dieses Ziel etwa im Rahmen des Projektes Wein und Traubensaft berücksichtigt, bei dem regionale, nachhaltig wirtschaftende Weinbauern, durch eine Weinprämierung ausgezeichnet und der breiten Bevölkerung bekannt gemacht werden. Außerdem wollen wir auch mit unseren Partnerbetrieben nachhaltiges Wirtschaften, nachhaltigen Tourismus und nachhaltigen Konsum fördern.
Industrie, Innovation und Infrastruktur / Industry, Innovation and Infrastructure
Um eine nachhaltige Entwicklung zu garantieren, ist es notwendig in Infrastruktur und technologische Entwicklungen zu investieren. Dieses SDG beinhaltet Ziele wie die Förderung kleiner Unternehmen und die Entwicklung belastbarer und zuverlässiger Infrastruktur und effizienter Technologien.
Mit den Partnerbetrieben aus den Bereichen "Landwirtschaft mit Direktvermarktung" sowie "Gastronomie und Beherbergung" fördet der Biosphärenpark Wienerwald kleinere Unternehmen und trägt somit zur Entwicklung der Region bei. Die Partnerbetriebe erfüllen je nach Betriebsart unterschiedliche Nachhaltigkeitskriterien und fungieren mit ihren Angeboten und Produkten als MultiplikatorInnen, die die Idee und die Ziele des Biosphärenpark Wienerwald in die Region hinaus tragen.
Weniger Ungleichheiten / Reduced Inequalities
Ungleichheiten sowohl zwischen als auch innerhalb von Ländern sind immer noch groß. Strategien um benachteiligten Menschen aus ihrer Situation zu helfen sind notwendig, um gleiche Möglichkeiten für alle zu schaffen. Auch die Einbeziehung von Entwicklungsländern in internationale Entscheidungsprozesse spielt eine zentrale Rolle um die Schere zwischen Arm und Reich zu verkleinern. Darüber hinaus sollen alle Menschen zu Selbstbestimmung befähigt und ihre soziale, wirtschaftliche und politische Inklusion gefördert werden. Auf der Website des Biosphärenpark Wienerwald finden Sie daher auch Routenvorschläge für mobilitätseingeschränkte Menschen, um den Biosphärenpark für alle gleichermaßen erfahrbar zu machen.
Nachhaltige Städte und Gemeinden / Sustainable Cities an Communities
Städte sind die Zentren unserer heutigen Gesellschaften und Lebensraum für die Hälfte aller Menschen. Gerade deshalb stehen sie oft vor vielen Herausforderungen, wie Überfüllung und Fehlen von Wohnfläche und Infrastruktur, um den Bedürfnissen ihrer BewohnerInnen gerecht zu werden. Nachhaltige Transportsysteme, grüne Flächen, die Erhaltung von Kulturerbe, und die sichere Handhabung von Katastrophen sind Teil dieses SDGs und betreffen Städte in aller Welt.
Der Erhalt der einzigartigen Kulturlandschaft im Biosphärenpark Wienerwald und seiner Gemeinden ist ein wichtiges Anliegen des Biosphärenpark Wienerwald, dem beispielsweise in Projekten wie Biosphere Volunteers, Obstbaumaktion und Obstbaumtag, Der Wein und Wiesenmeister Rechnung getragen wird.
Nachhaltiger Konsum und Produktion / Responsible Consumption and Production
Unser tägliches Leben ist geprägt von Konsum in vielen unterschiedlichen Formen. Wie diese Güter produziert und entsorgt werden gerät hierbei oft in Vergessenheit. Eine effizientere Ressourcennutzung und nachhaltige Infrastruktur, aber auch kürzere Transportwege und Konsumentenbewusstsein, können dazu beitragen den ganzen Lebenszyklus eines Produktes nachhaltiger zu gestalten.
Mit diesem Gedanken hat der Biosphärenpark Wienerwald ein Netzwerk an Partnerbetrieben aufgebaut, bei dem Betriebe, die verschiedene Nachhaltigkeits- und Qualitätskriterien in den Bereichen „Landwirtschaft mit Direktvermarktung“ und „Gastronomie und Hotellerie“ erfüllen, ausgezeichnet werden und somit als MultiplikatorInnen in der Region wirken und nachhaltige Produkte für die KonsumentInnen zugänglich machen.
Maßnahmen zum Klimaschutz / Climate Action
Klimawandel und globale Erwärmung sind wohl zwei der wichtigsten Stichwörter unserer Zeit. Erhöhte Konzentrationen von Treibhausgasen führen zu höheren Temperaturen, was wiederum zur Erwärmung der Meere, dem Schmelzen von Schnee und Eis und dem Ansteigen des Meeresspiegels führt. Die Effekte davon sind vielfältig und global, und so auch unsere Verantwortungen etwas dagegen zu tun. Internationale Verhandlungen wie das Pariser Abkommen 2015 sowie die nationale Umsetzung von Klimaschutzzielen spielen hierbei eine zentrale Rolle.
Auch im Biosphärenpark Wienerwald ist der Klimawandel Thema und muss auch in der Waldbewirtschaftung berücksichtigt werden. Außerdem wird in Projekten wie die Obstbaumaktion und Obstbaumtag sowie bei Pflegeaktionen im Rahmen des Projektes Biosphere Volunteer auf den Erhalt verschiedenster Lebensräume für eine Vielzahl an Tieren und Pflanzen geachtet.
Leben unter Wasser / Life Below Water
Wasser – sowohl die Weltmeere, als auch unsere Süßwasserquellen – ist eine essentielle Ressource für jegliches Leben, Ökosysteme und Stoffkreisläufe. Trotzdem sind 40 Prozent der Meere durch menschliche Aktivitäten wie Verschmutzung, Überfischung und Küstenverbauung beeinflusst. Flussökosysteme zählen zu den am meisten gefährdeten! Ziele dieses SDG beinhalten, unter anderen, ein nachhaltiges Fischereimanagement, die Reduktion von Stoffeinträgen, und die Unterschutzstellung von mindestens 10 Prozent der Meer- und Küstenregionen.
Auch im Biosphärenpark Wienerwald haben die Gewässer einen hohen Stellenwert. Gemeinsam mit den Österreichischen Bundesforsten werden die Gewässerstrukturen erhoben, um Möglichkeiten zur Verbesserung, Erhaltung und Neophytenbekämpfung zu erarbeiten.
Leben an Land / Life on Land
Die Abholzung des Regenwaldes, die Austrocknung von Feuchtgebieten, Artensterben und Klimawandel sind nur wenige der Probleme die durch nicht nachhaltiges Leben und Wirtschaften auf unserem Planeten verursacht werden. Davon sind sowohl Tiere und Pflanzen als auch Menschen stark betroffen. Wälder sind beispielsweise ein essentieller Lebensraum für mehr als 80 Prozent aller terrestrischen Tier-, Insekten- und Pflanzenarten. Deren nachhaltige Bewirtschaftung ist u.a. ein zentraler Punkt dieses SDGs. Aber auch die Kontrolle und Beseitigung invasiver gebietsfremder Arten und damit ihre Auswirkungen auf die Land- und Wasserökosysteme deutlich zu reduzieren ist Bestandteil dieses SDG's.
In Österreich stehen insgesamt etwa 28 Prozent der Fläche unter Schutz. Dazu zählt auch der Wienerwald, in dem 37 Kernzonen ausgewiesen und damit außer Nutzung gestellt sind. Aber auch der Erhalt der vielseitigen Kulturlandschaft im Wienerwald leistet einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität. Durch die Pflege unserer reichhaltigen Wiesen und Trockenrasen u.a. im Projekt Biosphere Volunteer wird dieser Lebensraum für viele Arten erhalten und Neophyten bekämpft. Jedes Jahr am Tag der Artenvielfalt machen sich ExpertInnen auf, um die Artenvielfalt im Biosphärenpark zu erforschen. Sowohl ExpertInnen als auch Bevölkerung sind jedes Jahr aufs Neue fasziniert von den Schätzen unserer Umgebung.
Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen / Peace, Justice and strong Institution
Wenn Justiz und Polizei von Korruption betroffen sind, leidet darunter die gesamte Gesellschaft. Im Mittelpunkt dieses SDGs stehen unter anderem die Reduktion von Gewalt, gleicher Zugang zu Recht und Gerechtigkeit, transparente und effektive Institutionen und die Beteiligung von Entwicklungsländern an der globalen Steuerung. Auch die Verbreitung und Verstärkung von Gesetzen und Grundsätzen, die die nachhaltige Entwicklung unterstützen gehören hier dazu.
Partnerschaften zur Erreichung der Ziele / Partnerships for the Goals
Partnerschaften und Kooperationen zwischen Regierungen, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft erleichtern das Verfolgen einer gemeinsamen Vision und so den Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung, bei der Mensch und Planet im Zentrum stehen. Dies ist sowohl auf globaler, als auch regionaler, nationaler und lokaler Ebene wichtig und umfasst Themen wie Investitionen, Energie, Transport, Kommunikationstechnologien und viele andere. Entwicklungshilfe und –zusammenarbeit haben in diesem Ziel einen besonderen Stellenwert.
Aber auch im Biosphärenpark Wienerwald spielen Partnerschaften eine zentrale Rolle. So wird eng mit Gemeinden, LandwirtInnen, NaturschützerInnen, der Bevölkerung und anderen StakeholderInnen zusammen gearbeitet, um die Region nachhaltig für alle zu gestalten. Der Biosphärenpark Wienerwald ist außerdem Teil des internationalen Netzwerks der Biosphärenparks.
Von der Waldbewirtschaftung und den nachhaltigen Entwicklungszielen
Ein Artikel von Prof. DI. Dr. Georg Gratzer
Der Autor ist Professor und stellvertretender Institutsleiter am Institut für Waldökologie im Department für Wald‐ und Bodenwissenschaften an der BOKU Wien und gehört dem Wissenschaftlichen Beirat des Biosphärenpark Wienerwald an. Er ist im SDG‐UniNEtZ der Allianz nachhaltiger Universitäten zuständig für das SDG 15, Leben an Land.
Regionaler Konsum als Beitrag zur Erreichung der nachhaltigen Wirtschaftsziele
Ein Artikel von Univ. Prof.in Dr.in Petra Riefler
Die Autorin leitet das Institut für Marketing und Innovation am Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der BOKU Wien. Sie forscht zu den Themen nachhaltiger Konsum, Regionalität, und Suffizienz im Rahmen des SDG 12.