Wiederherstellung artenreicher Trockenrasen – junge Leute helfen im Rahmen einer Umweltbaustelle mit
Nicht nur reden, sondern anpacken! Bereits zum siebten Mal engagieren sich junge Freiwillige im Rahmen der Umweltbaustelle „Vielfalt am Alpen-Ostrand“ Ende Juli für den Erhalt der biologischen Vielfalt. Dieses Mal unterstützen die HelferInnen ein neues großes Projekt zur Wiederherstellung von Trockenrasen an der Thermenlinie.
Im Zentrum des Wiederherstellungsprojekts stehen ehemalige, mittlerweile verwaldete Hutweideflächen in den Gemeinden Baden, Bad Vöslau und Pfaffstätten an der Thermenlinie in Niederösterreich. Die 16 Teilnehmer:innen rückten im Rahmen der Umweltbaustelle des Österreichischen Alpenvereins mit Scheren, Sägen und Krampen aus, um den Unterwuchs zu entbuschen und so Teile der Wiederherstellungsflächen für die Beweidung mit Ziegen vorzubereiten. Diese verbeißen Gehölze und tragen dadurch zur Restauration und Erhaltung der Trockenrasen bei. Entstehen wird letztlich eine parkähnliche, vielfältige Landschaft mit Trockenrasen, Einzelbäumen, Baum- und Gebüschgruppen.
Für Bürgermeister Christoph Kainz ist das Projekt ein weiterer wichtiger Schritt für die Erhaltung wertvoller Natur in Pfaffstätten: „Bei uns gibt es schon über einen langen Zeitraum Aktivitäten für die Trockenrasen, ihre Erhaltung und Wiederherstellung. Durch die kontinuierliche Arbeit über viele Jahre hinweg sind die Trockenrasen mittlerweile wieder landschaftsprägend geworden. Ich freue mich, dass mit diesem Projekt jetzt weitere Flächen wiederhergestellt werden." Frühere Initiativen wie das LIFE-Projekt des Landes Niederösterreich 2008 und ein Wiederherstellungsprojekt des Biosphärenparks von 2013 bis 2016 legten den Grundstein für die heutige Arbeit. Die schrittweise Wiederherstellung über mehrere Jahre ist essenziell, da es viele Menschen braucht, die daran mitarbeiten. In 10 Jahren soll die Wiederherstellung der Projektflächen abgeschlossen sein.
Trockenrasen wesentlich für Biodiversität und Klimaschutz
Trockenrasen zählen nicht nur zu den arten- und insektenreichsten Offenlandlebensräumen Mitteleuropas und beherbergen zahlreiche für uns Menschen wichtige Bestäuber. Sie sind durch ihr dichtes und tiefreichendes Wurzelnetz auch stabile Kohlenstoffspeicher. Gleichzeitig gehören sie zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen. Die Wiederherstellung eines Trockenrasens ist jedoch mit hohem Arbeitsaufwand verbunden, die Entbuschung im Unterwuchs ist ein bedeutender Schritt. „Die Wiederherstellung von Trockenrasen in der Region war in den letzten 16 Jahren nur durch die Zusammenarbeit vieler verschiedener AkteurInnen möglich. Ein ganz wichtiger Teil davon ist auch die Umweltbaustelle des Alpenvereins“, berichtet Projektleiterin Irene Drozdowski. Tatkräftige Unterstützung bekommen unsere 16 TeilnehmerInnen der Umweltbaustelle, die teilweise sogar aus Polen und Ungarn angereist sind, von weiteren neun Freiwilligen aus der näheren und weiteren Umgebung, die tageweise dazustoßen und mitanpacken.
Weitere helfende Hände gesucht
Bürgermeister Stefan Szirucsek (Baden) kann die Bedeutung der Freiwilligenarbeit für die Erhaltung der Natur nicht oft genug betonen: „Für die Erhaltung der Trockenrasen war es bereits in den letzten Jahren sehr wichtig, dass sich Schulen und Freiwillige aus der Bevölkerung beteiligen – mit dem neuen Wiederherstellungsprojekt ist deren Unterstützung noch wichtiger geworden.“
Wiederherstellung von Trockenrasen bedeutet auch Rückkehr der Weidetiere
In früheren Zeiten war die Landschaft der Thermenlinie von großflächigen Hutweiden geprägt. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie früher am Hüterriegel die Ziegen geweidet haben. Es freut mich sehr, sie mit dem aktuellen Projekt wieder auf der Fläche zu sehen,“ ist Bürgermeister Christian Flammer (Bad Vöslau) begeistert. Stefan Knöpfer vom Verein Hirtenkultur ergänzt: „Mit den Wiederherstellungsprojekten von wertvollen Grasländern kommen auch die Weidetiere wieder zurück, die so lange Zeit hier waren. Denn die Trockenrasen können nur wiederhergestellt werden, wenn man auch die Weidetiere wie Ziegen und Schafe dafür hat – und damit verbunden die Hirten.“
Hotspot EU-weit geschützter Lebensräume und Arten
Das Gebiet der Thermenlinie zwischen Wienerwald und Wiener Becken ist eines der artenreichsten Gebiete Europas und teilweise Europaschutzgebiet. Die insgesamt 7 Hektar großen Wiederherstellungsflächen befinden sich im Natura 2000-Gebiet Wienerwald-Thermenregion. Dieses beheimatet EU-weit geschützte Arten und Lebensräume wie Trockenrasen und Flaumeichenwälder und die Arten, die darin und davon leben. Andreas Weiß, Direktor des Biosphärenparks Wienerwald, weiß die Besonderheit dieser Lebensräume zu schätzen: „Die Trockenrasen und Wiesen waren ein bedeutender Faktor in der Gründung des UNESCO-Biosphärenparks. Für uns und unsere Partner ist es deshalb ein großes Anliegen, dass diese Flächen erhalten und wiederhergestellt werden, und wir uns intensiv am Wiederherstellungsprojekt beteiligen.“
Die Maßnahmen werden im Rahmen des Biodiversitätsfondsprojekts „Wiederherstellung, Erhaltung und Vernetzung von Trockenrasen an der Thermenlinie in NÖ“ von der Europäischen Union - NextGenerationEU finanziert. Dieses Projekt wird durch den Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.