Von Blühstreifen und Rinder-Dung – Forschungsvormittag im BPWW
Im ersten Teil der Vortragsreihe stellte Dr. Ronnie Walcher das Projekt Transforming grasslands to achieve insect diversity restorative goals and human well-being (DivRESTORE) – Auswirkungen von Blühstreifen vor. Ziel dieses Projekts ist es, die Artenvielfalt heimischer Insekten in intensiv bewirtschafteten Wiesen mittels Anlage von Blühstreifen zu fördern und Strategien zu entwickeln, um dem stetigen Rückgang der Biodiversität entgegenzuwirken. Gerade vor dem Hintergrund des weltweiten Insektensterbens ist es wichtig Ideen zu entwickeln, um die Insektenvielfalt zumindest auf lokaler und regionaler Ebene zu erhalten und zu fördern.
Im Anschluss präsentierte Dr. Karolina Taczanowska die Ergebnisse einer Umfrage zur „COVID-19-Pandemie, Erkenntnisse aus Wien und Wien Umland“. Dabei ließ sich klar erkennen, dass die Natur als Erholungsraum gerade im städtischen Bereich einen höheren Stellenwert gewonnen hat. Der Wienerwald spielt dabei eine große und wichtige Rolle. Haben doch 30 % der Befragten den Wienerwald unter den TOP3 der meistbesuchten Grünräumen während der Pandemie genannt. Auch für mehr als die Hälfte der Befragten wirkte sich der Kontakt mit der Natur positiv auf ihr körperliches und mentales Wohlbefinden während der Pandemie aus.
Nach einer kurzen Pause ging Dr. Irmgard Krisai-Greilhuber der Frage: „Pilze auf Dung – Gibt’s die?“ nach. Diese Frage wurden mit einem klaren Ja beantwortet. In einem bilderreichen Vortrag stellte die Pilzexpertin dem staunenden Publikum diverse Pilze vor. In Sommermonaten Mai, Juli und September 2021 wurden Dungproben der Wildrinder im Lainzer Tiergarten entnommen. Dabei konnten bereits im ersten Untersuchungsjahr insgesamt rund 70 Pilzarten nachgewiesen werden.
Den Abschluss bildete der Vortrag von Tobias Schernhammer, MSc. mit dem Titel „Bullshit – Rinder und ihre Bedeutung im Naturschutz“. Dabei wurde aufgezeigt wie wichtig Dung für die ökologische Vielfalt ist. Denn wird das Dung-Netzwerk bereits im kleinsten Detail gestört, führt dies über das Insektensterben bis hin zum Verschwinden von Vögeln und von Fledermäusen. Im Projekt wurde untersucht wie viele Arten im Wildrindergehege des Lainzer Tiergartens vorkommen, wie sich die Artengarnitur und Abundanz (Häufigkeit) im Verlauf eines Jahres verändert und welche Bedeutung die Wildrinderweide für die Dungkäferdiversität in Ostösterreich hat. Dazu wurden in zufällig ausgewählten Dunghaufen Dungkäfer erfasst. Die ersten Ergebnisse ergaben, dass 50 % der in Ostösterreich aktuell bekannten Dungkäferfauna im Rindergehege Lainzer Tiergarten nachgewiesen werden konnten. Die Abundanz und Artenzahl sind wohl einzigartig in Ostösterreich.
„Es freut und sehr, dass das Interesse an den Forschungsprojekten im UNESCO Biosphärenpark Wienerwald von Jahr zu Jahr größer wird. Gerade die breite Palette der Vorträge an unserem Forschungsvormittag zeigt wie vielfältig Forschung sein kann und welchen wichtigen Beitrag sie für die nachhaltige Entwicklung der Biosphärenparkregion leistet“, so Biosphärenpark Direktor DI Andreas Weiß.