Mit dem „Tag der Artenvielfalt“ zu Gast in Ottakring
Rund 80 WissenschafterInnen waren heuer 24 Stunden lang im 16. Wiener Gemeindebezirk Ottakring und auf einzelnen Flächen des 14. Bezirkes Penzing (Steinhofgründe, Satzberg, Dehnepark) auf Forschungsexpedition und konnten 893 Artenfunde nachweisen!
Das Gebiet ist u.a. geprägt von schönen Kulturlandschaften und einer Waldwildnis rund um die Kernzone Moosgraben mit vielen Feuchtgebieten und Totholzvorkommen. In dieser Umgebung finden beispielsweise auch die purpurrote, bedornte Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre) und die seltene, in Eschenwäldern vorkommende Feuchtpflanze Winkel-Segge (Carex remota) einen optimalen Lebensraum. Zudem befindet sich auf der Satzbergwiese der schönste Bestand der Schopf-Traubenhyazinthe (Muscari comosum) von ganz Wien! Unter den heurigen Entdeckungen befanden sich auch zwei Wildbienen-Arten der seltenen Schenkelbienen (Macropis) und der Eichenheldbock (Cerambyx certa), der für sein Vorkommen große, alte Eichen mit abgestorbenen Teilen benötigt. Die MykologInnen fanden rund 100 verschiedene, vor allem holzbewohnende Pilzarten, darunter die Hirschbraune Tramete (Trametopsis cervina) und den Vitalpilz Judasohr (Auricularia auricula-judae), auch Chinesische Morchel genannt, der als immunstärkend gilt und auch bei Krebstherapien eingesetzt wird.
Viele Fledermaus-Sichtungen bei den Nachtführungen
Auftakt und ein Programmhighlight waren am 10. Juni die Nachtführungen: Drei Gruppen und rund 75 TeilnehmerInnen begaben sich gemeinsam mit ExpertInnen auf Nachtexpedition. Heuer wurden sie mit vielen Fledermaus-Sichtungen – v.a. Zwergfledermäuse – belohnt. Ein unvergessliches Abenteuer auch für die jungen TeilnehmerInnen, die ihre Begeisterung mit freudigen Gesichtern und dem knappen Kommentar: „Es war ur-cool!“ Ausdruck verliehen.
Buntes Programm beim „Fest der Artenvielfalt“
Für jede Menge Spaß und Wissenswertes rund um die Artenvielfalt sorgte das Programm beim Fest der Artenvielfalt: Neben Naturführungen für Groß und Klein zu den Themen „Lebewesen in Wald & Wiese“, „Pilze und Flechten“ sowie „Pflanzen- und Insektenvielfalt“, konnten BesucherInnen in etwa beim Mikrotheater des Naturhistorischen Museums Wien Kleinsttiere auf großer Leinwand erleben. Bei 12 Infoständen konnten sich Interessierte über die heimische Natur und den Biosphärenpark Wienerwald informieren und mit Reptilien und Schnecken auf Tuchfühlung gehen. Besonders beliebt bei den kleinen Gästen war das bunte und abwechslungsreiche Kinderprogramm. Für das leibliche Wohl sorgten heimische Bio-Betriebe und Partnerbetriebe des Biosphärenpark Wienerwald. Tolle Preise gab es beim Artenschätzspiel zu gewinnen – dabei galt es die Anzahl der Arten zu schätzen, die die ExpertInnen innerhalb von 24 Stunden im Untersuchungsgebiet in Ottakring finden konnten.
Erstmals wurden heuer auch so genannte Biodiversity-Talks abgehalten, bei denen ExpertInnen über brisante Themen wie Artensterben und über das Spannungsfeld zwischen Landwirtschaft und Biodiversität diskutierten und den BesucherInnen praktische Tipps, wie jede/r Einzelne zu mehr Biodiversität beitragen kann, gaben.
Der Tag der Artenvielfalt 2022 des Biosphärenpark Wienerwald Managements wird vom Land Wien sowie aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes gefördert.