Fachexkursion: Waldbewirtschaftung im Zeichen des Klimawandels
Zu einer Fachexkursion fanden sich am 9. August 2019 Kernzonen-Grundeigentümer und das Biosphärenpark Wienerwald Management zusammen, um über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder im Biosphärenpark zu diskutiert. Dazu suchte die Gruppe eine eigens angelegte Versuchsfläche auf. Wissenschaftlich begleitet wurde sie dabei von Herrn Professor Manfred Lexer von der Universität für Bodenkultur (BOKU).
Vorrangig ging es um die wichtige Fragestellung, wie Waldbestände heute bewirtschaftet werden müssen, um in hundert Jahren bestmöglich auf die dann herrschenden Bedingungen angepasst zu sein. Grundlage für das Fachgespräch im Wald bildete eine von der BOKU vorgenommene Simulation der Auswirkung von Klimaszenarien und Bewirtschaftungsmethoden auf die Wälder der Bundesforste im Wienerwald mit Prognosen bis zum Jahr 2100. Das Ergebnis regt zum Nachdenken und Handeln an: Nicht nur geraten die vielerorts standortsuntypischen Fichten – wie erwartet – in Stress, auch Buchenwälder bekommen die veränderten klimatischen Bedingungen negativ zu spüren.
Die besichtigten Waldbestände lieferten die Basis für die angeregte Diskussion unter den TeilnehmerInnen der Fachexkursion: Zum einen wurde eine Windwurffläche aus dem Jahr 2009 begutachtet, die unter letztlich wirtschaftlichen Gesichtspunkten vor allem mit Douglasien, Lärchen und nur zu einem geringen Teil mit Roteichen und Ahorn aufgeforstet wurde. Rasch sollte ein neuer Waldbestand heranwachsen, ökonomischen Zielen entsprochen werden und – mit der durchaus trockenheitstoleranten Douglasie – an den Klimawandel angepasst sein. Im Wesentlichen stellt sich der Bestand heute als Douglasien-Lärchen-Mischbestand dar, nur wenig Laubholz ist vorhanden.
Zum anderen wurde mit Hilfe der BOKU in der angrenzenden Waldfläche eine alternative Waldbewirtschaftung umgesetzt: Das nach dem Windwurf noch vorhandene Altholz des Buchen-Eichen-Kiefernbestandes steht zur Ernte an. Aus der Naturverjüngung dieser Baumarten entsteht nicht nur ein kostengünstiger, sondern auch ein an klimatische Faktoren angepasster Waldbestand. Im Vergleich zum heutigen Altholz werden Eiche und Kiefer mehr Platz einnehmen, der Buchenanteil wird zurückgenommen. Bei der Ernte der Altbäume verbleiben ein paar Stämme vor Ort, um weiterhin für Naturverjüngung der Mischbaumarten Kiefer, Eiche und auch Lärche zu dienen. Diese heimischen Baumarten entsprechen nicht nur den Zielen einer naturnahen Waldwirtschaft und damit Naturschutzzielen, sondern verschiedene Baumarten in einem Bestand verringern auch das Produktionsrisiko: Fällt eine Baumart aus, so sind noch genügend andere auf der Fläche, die den Waldboden schützen. Außerdem können sich künftige Generationen an Erholungssuchenden bei Waldspaziergängen an der Vielfalt der Waldbäume erfreuen. Diese Erfüllung einer Vielzahl von Zielen wird in der Wissenschaft multifunktionale Waldwirtschaft genannt.