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Die faszinierende Vielfalt totholzbewohnender Käfer in den vier Niederösterreichischen Großschutzgebieten

In den Niederösterreichischen Großschutzgebieten können verschiedenste Lebensräume und damit einhergehend eine große Vielfalt an Pflanzen und Tieren beobachtet werden. Ein oftmals unterschätzter Lebensraum sind Totholzstrukturen, die zahlreiche Artengruppen beherbergen und in Schutzgebieten in Fülle verfügbar sind.

Ob Hornissenbock, der mit seinen schwarz-gelben Streifen giftige Insekten nachahmt, um nicht gefressen zu werden, oder Scharlachroter Plattkäfer, bei dem der Name bereits auf seine flache Form hindeutet, mit der dieser Käfer bestens an ein Leben unter der Rinde von Baumstämmen angepasst ist: Es zeigt sich, dass diese und viele weitere hochgradig gefährdete Arten in den Großschutzgebieten weiterhin ein Refugium und ihre mittlerweile so selten gewordenen Lebensräume finden. Diese besonders wertvollen Habitate hat man in einem Kooperationsprojekt, gefördert im EU-Programm Ländliche Entwicklung, im wahrsten Sinn des Wortes unter die Lupe genommen.

Zwischen Frühling 2022 und Sommer 2024 wurden im Nationalpark Donau-Auen, Nationalpark Thayatal, Biosphärenpark Wienerwald und Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal mittels verschiedener Methodiken auf Alt- und Totholz spezialisierte („xylobionte“) Käfer besammelt und durch Fachleute bestimmt.

Die Abschlusspräsentation für das Projekt fand am 7. Oktober im Naturhistorischen Museum Wien statt. Edith Klauser, Direktorin des Nationalparks Donau-Auen, Christian Übl, Direktor des Nationalparks Thayatal, Andreas Weiß, Direktor des Biosphärenparks Wienerwald und Christoph Leditznig, Geschäftsführer vom Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal konnten mehr als 60 Gäste begrüßen.

Nationalparkdirektorin Edith Klauser gab einleitend einen Überblick über das schutzgebietsübergreifende Projekt. Anschließend umriss Sandra Aurenhammer vom Planungsbüro Ökoteam die verwendeten Methoden und gewonnenen Erkenntnisse.

Um repräsentative Ergebnisse der Artengemeinschaften verschiedenster Lebensräume zu erzielen, wurden Handbesammlung, Kreuzfensterfallen und Lichtfallen eingesetzt. Insgesamt wurden über 10.200 Individuen gesammelt, welche 891 verschiedenen Käferarten zugeordnet werden konnten, von denen wiederum mehr als 650 Arten nachweislich auf Holzsubstrat angewiesen sind. Darunter fanden sich auch sehr seltene totholzbewohnende Arten wie der Veränderliche Edelscharrkäfer, der insbesondere alte Eichen bewohnt, die aufgrund der wirtschaftlichen Nutzung kaum mehr außerhalb von Schutzgebieten zu finden sind. Weiters der Käfer Peltis grossa, für den bislang aufgrund seiner Seltenheit noch gar kein deutscher Name vergeben wurde.

In der Fülle der gefundenen Käferindividuen ist eine Gruppe besonders hervorzuheben - die sogenannten Urwaldreliktarten. Darunter werden Arten zusammengefasst, deren Vorkommen sich auf natürliche bis sehr naturnahe Wälder beschränkt, in denen keine oder nur sehr eingeschränkte Nutzung stattfindet. Hiervon konnten insgesamt 48 Arten nachgewiesen werden.

Die Projektergebnisse untermauern eindrucksvoll den hohen naturschutzfachlichen Wert der zahlreichen verschiedenen Lebensräume, welche die vier niederösterreichischen Großschutzgebiete bieten.

Neben diesen wertvollen Erkenntnissen konnten durch das Kooperationsprojekt auch mehrere Masterarbeiten initiiert werden, von welchen eine im Rahmen der Veranstaltung am 7. Oktober vorgestellt wurde: Samuel Messner präsentierte seine vergleichende Studie zum Vorkommen von Totholzkäfern im Wald und auf Schwemmholzhaufen im Nationalpark Donau-Auen. Damit hat das Projekt weitere wissenschaftliche Forschung in diesem Bereich auch im universitären Umfeld angestoßen.

Den Abschluss der Veranstaltung bildeten eine moderierte Fachdiskussion sowie ein gemütlicher Ausklang im besonderen Ambiente des Naturhistorischen Museum Wien.