5. Forschungsvormittag im Biosphärenpark Wienerwald
Bereits zum fünften Mal organisierte das Biosphärenpark Wienerwald Management am 23. November 2023 den Forschungsvormittag im Norbertinum Tullnerbach. Dabei wurden vier unterschiedliche Forschungsprojekte mit Bezug zum Biosphärenpark Wienerwald vorgestellt.
Genetische Vielfalt ausgewählter Borkenkäfer-Arten
Im ersten Vortrag stellte Teresa Weißhäupl BSc. den rund 40 Teilnehmenden ihre Masterarbeit vor, welche von Dr. Martin Schebeck (Universität für Bodenkultur Wien) betreut wird. Sie untersuchte die genetische Vielfalt von zwei ausgewählten Borkenkäfer-Arten und trug so zur Biodiversitätsforschung im Biosphärenpark Wienerwald bei. Es wurde die Bedeutung von holzbewohnenden Käfern für Nährstoffkreisläufe und die Verbesserung der Waldvitalität hervorgehoben. Die beiden untersuchten Käferarten waren der Ungleiche Holzbohrer und der Kleine Holzbohrer. Sie gehören zu einer Gruppe der Borkenkäfer, welche in ihren angelegten Gängen Pilze züchten und mit ihnen in enger Symbiose leben. Die Auswertung der genetischen Analyse der beiden Borkenkäfer-Arten zeigte eine hohe innerartliche Diversität.
Wildobst – Fokus auf Wildbirne, Elsbeere und Speierling
Interessante Einblicke zum Thema Wildobst gewährte Dr. Heino Konrad (Bundesforschungszentrum für Wald) im zweiten Vortrag des Forschungsvormittag. Der Fokus lag dabei auf den Arten Wildbirne, Elsbeere und Speierling. Nach einer kurzen Vorstellung der drei Arten und ihrer teilweise eingeschränkten Verbreitung in Österreich wurden ökologische und ökonomische Aspekte behandelt. Dabei wurde ihre Trockenheitstoleranz erwähnt, was sie als klimawandelfitte Arten kennzeichnet. Auch die Bedeutung von genetischer Vielfalt als Grundlage für Anpassung wurde betont. Im Rahmen des Projektes wurden österreichweit Bäumen von Wildbirne, Elsbeere und Speierling Gewebeproben für genetische Untersuchungen entnommen und verschiedenste Merkmale erhoben. Zudem wurden Modellierungen zukünftiger Anbauregionen unter verschiedenen Klimaszenarien erstellt. In weiterer Folge sollen Schutzkonzepte erarbeitet werden. Dem Biosphärenpark Wienerwald kommt dabei die Rolle als Modellregion zu.
ManageBeech - Managing Austrian Beech Forests for Climate and Biodiversity
Im dritten Vortrag gaben Dr. inChristina Pichler-Koban (E.C.O. Institut für Ökologie) und Dr. Thomas Dirnböck (Umweltbundesamt) einen Einblick in den Kenntnisstand zur Klima- und Naturschutzfunktion des österreichischen Buchenwaldes, in die Bewertung politischer Instrumente und die Empfehlung von Maßnahmen. Ziel des Projekts war die Frage zu beantworten, wie Integration von Klimaschutz, Anpassung und Biodiversität in Buchenwäldern erfolgen kann. Dabei wurde einerseits auf die Rolle als Treibhausgassenke und Lebensraum mit hoher Artenvielfalt eingegangen, andererseits jedoch auch auf die Nutzung von Buchenholz als Beitrag zum Klimaschutz. Als Ergebnis konnte festgelegt werden, dass zur Förderung von Klima- und Naturschutz die Buche an Standorten sinnvoll ist, an denen sie als „klimafit“ bezeichnet werden kann. Zudem haben Schirmschlagbewirtschaftung und Dauerwald eine positive Wirkung auf beide Bereiche. Totholzaufbau, der Erhalt von Habitatbäumen, Altholzinseln und Außernutzungsstellung sind wichtige Maßnahmen zur Förderung der Wald-Biodiversität. Bei Realisierung einer kaskadischen, also mehrmaligen, Holznutzung hätte dies jedoch einen negativen Einfluss auf die Kohlenstoffsenke in langlebigen Buchenholzprodukten. Als Empfehlungen erarbeitete das ForscherInnen-Team zielorientierten Einsatz von Förderinstrumenten, eine One-stop-shop-Förderplattform, ein Integriertes Fortbildungs- und Beratungspaket, die Implementierung eines Klimaschutzinstruments und eine Neuausrichtung in der Raumplanung.
Trittsteine im Wienerwald
Den Abschluss bildete der Vortrag von Dr. inClaudia Kubista (Österreichische Bundesforste) über die Erhöhung der Biodiversität in Waldflächen durch gezielte Maßnahmensetzung. So wurden verbindende Heckenreihen entlang artenarmer Fichten-dominierter Bestände und Freiflächen gepflanzt. Dies soll die Wanderung für strukturgebende Arten, wie beispielsweise die Haselmaus, ermöglichen. Zusätzlich zu den schon bestehenden 290 Amphibienbiotopen wurden im Rahmen des Projekts 14 neue Biotope an strategischen Punkten angelegt. Im Frühjahr 2023 konnte an 13 Biotopen bereits Amphibienbesatz beobachtet werden. Zudem wurden auch Biotopbäume frühzeitig ausgewiesen: Zu den fünf Bäumen pro Hektar Waldfläche bei der Endnutzung kamen in der Nähe nadelholzdominierter Flächen drei zusätzliche Bäume hinzu, wodurch es im Projekt in Summe zu 246 frühzeitig ausgewiesenen Biotopbäumen kam. Diese Maßnahmen stellen einen wertvollen Beitrag zur Erhöhung der Biodiversität im Biosphärenpark Wienerwald dar.
Die Veranstaltung fand im Rahmen des Projekts "Umweltkommunikation und Bewusstseinsbildung im Biosphärenpark Wienerwald" statt und wird gefördert vom Europäischen Landwirtschaftsfonds für Entwicklung des ländlichen Raumes sowie den Ländern Niederösterreich und Wien.