1.383 Artenfunde beim Tag der Artenvielfalt in Klosterneuburg
Am 2. und 3. Juni 2023 drehte sich in der Stadtgemeinde Klosterneuburg alles um das aktuell so wichtige Thema Artenvielfalt! Dorthin lud das Biosphärenpark Wienerwald Management zahlreiche BesucherInnen, die sich bei Nachtwanderungen, Naturführungen und zahlreichen Infoständen über heimische Tier-, Pflanzen- und Pilzarten informieren konnten.
Für die über 100 beteiligten ExpertInnen aus den verschiedensten Fachbereichen stand die Artensuche im Vordergrund - ihr Ziel: Innerhalb von 24 Stunden im ganzen Gemeindegebiet von Klosterneuburg möglichst viele Tier-, Pflanzen- und Pilzarten zu finden. Bis Samstagnachmittag konnten 1.383 Arten nachgewiesen werden! Einige Funde können allerdings nur im Labor unter dem Mikroskop bestimmt werden, erst wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, steht die Gesamtzahl der beim Tag der Artenvielfalt nachgewiesenen Arten fest.
Besonders erfreut zeigten sich die ExpertInnen heuer über den Fund der Großen Quelljungfer (Cordulegaster heros), die größte Libellenart Europas und der Sägeschrecke (Saga pedo), einer der wenigen FFH-Arten unter den Heuschrecken, welche im östlichen Österreich nur an ganz wenigen Orten vorkommt. Im Gebiet von Klosterneuburg besiedelt sie noch einige trocken-warme Wiesen, welche nicht oder nur ganz spät gemäht werden dürfen. Klosterneuburg beherbergt einige der artenreichsten Wiesen Österreichs und die Trockenwiesen stehen momentan in voller Blüte. Bei den Orchideen wurden zum Beispiel die seltene, rosa blühende Hummel-Ragwurz (Ophrys holoserica), die Adria-Riemenzunge (Himantoglossum adriaticum) oder das Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea) gesichtet. Auch die Pannonien-Kratzdistel (Cirsium pannonicum) und das Große Kreuzblümchen (Polygala major) zählten zu den botanischen Raritäten. Highlights bei den Pilzen war der in Österreich sehr selten vorkommende Zwerg-Schwefelkopf (Hypholoma subviride) und der Hütchenbildende Weißfäuleschichtpilz (Sylobolus subpileatus). Sie zählen beide zu den Totholzpilzen, die dicke, stark zersetzte Bäume brauchen, wie sie in etwa in den Kernzonen im Biosphärenpark Wienerwald vorkommen. Aber auch Mehltaue, also Pflanzenparasiten, sind bei den Pilzen stark im Vormarsch. Manche dieser Arten können Probleme wie verminderten Fruchtertrag mit sich bringen.
Nachtführungen begeisterten mit Fledermausfunden, Grillen und Erdkröten
Auftakt und ein Programmhighlight waren am 2. Juni die Nachtführungen: Vier Gruppen mit rund 80 Erwachsenen und 22 Kindern begaben sich gemeinsam mit ExpertInnen auf Nachtexpedition. Heuer wurden sie mit zahlreichen Fledermaus-Sichtungen belohnt. Darunter sowohl eine der kleinsten, als auch eine der größten heimischen Arten, die Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) und das Mausohr (Myotis myotis). Ein unvergessliches Abenteuer auch für die jungen TeilnehmerInnen: „Beim Leuchtturm war eine ur-coole Riesengrille!“, strahlte der 12-jährige Valentin. Eine große Erdkröte rief bei der 9-jährigen Liya einerseits Begeisterung, aber auch einen kleinen Schrecken hervor: „Ich hab mich so erschrocken als die Kröte in der Dunkelheit vor meine Füße gehüpft ist!“
Naturführungen, Infostände und Artenschätzspiel beim „Fest der Artenvielfalt“
Für jede Menge Spaß und Wissenswertes rund um die Artenvielfalt sorgte das Programm beim Fest der Artenvielfalt: Neben Naturführungen für Groß und Klein zu den Themen „Reben- und Sortenvielfalt“, „Botanik und Pilze“ sowie „Vögel und Wildbienen“, konnten BesucherInnen etwa beim Mikrotheater des Naturhistorischen Museums Wien Kleinsttiere auf großer Leinwand erleben. Bei 17 Infoständen konnten sich Interessierte über die heimische Natur und den Biosphärenpark Wienerwald informieren und mit Reptilien und Schnecken auf Tuchfühlung gehen. Besonders beliebt bei den kleinen Gästen war das bunte und abwechslungsreiche Kinderprogramm. Auf der Bühne diskutierten bei den Biodiversity-Talks ExpertInnen über den Klimawandel und damit einhergehende Probleme wie Trockenheit und nötige Anpassungen.
Für das leibliche Wohl sorgten heimische Bio-Betriebe und Partnerbetriebe des Biosphärenpark Wienerwald. Tolle Preise gab es beim Artenschätzspiel zu gewinnen – dabei galt es die Anzahl der Arten zu schätzen, die die ExpertInnen innerhalb von 24 Stunden im Untersuchungsgebiet in Klosterneuburg nachweisen konnten.
Größte Feldforschungsaktion Mitteleuropas
Der Tag der Artenvielfalt, 1999 durch das Magazin GEO ins Leben gerufen, will Menschen für die Naturvielfalt in ihrer nächsten Umgebung sensibilisieren und begeistern. Diese großangelegte Feldforschungsaktion wird seit 2008 vom Biosphärenpark Wienerwald Management veranstaltet und findet abwechselnd in Niederösterreich und Wien statt. Mitmachen können dabei nicht nur ExpertInnen, sondern alle Menschen, die sich für die Natur interessieren. Die gesammelten Daten werden für Forschung und Naturschutz weiterverwendet.
Der Tag der Artenvielfalt 2023 des Biosphärenpark Wienerwald Managements wird vom Land Niederösterreich sowie aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes gefördert.