Fakten
Die Erzeugung von Energie aus Biomasse ist - gerade im Hinblick auf den Klimawandel - ein brandaktuelles Thema. Durch die Nähe zur Großstadt Wien und dem damit verbundenen Energiebedarf rückt der Wienerwald diesbezüglich in besonderes Interesse.
Das Biosphärenpark Wienerwald Management und die Österreichische Bundesforste haben gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur und dem Vienna Institute for Nature Conservation and Analysis die nachhaltige Nutzung von Waldbiomasse im Biosphärenpark Wienerwald untersucht und Empfehlungen für den Wirtschaftswald des Biosphärenpark Wienerwald im Sinne der Biosphärenpark-Ziele erarbeitet. Das Forschungsprojekt wurde von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Rahmen des „Man and Biosphere" (MaB) Programms unterstützt und im April 2007 abgeschlossen.
Ziel des Projektes war es, das Potential für eine wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Biomassenutzung zu erheben und Richtlinien für den Erhalt von Totholz und Altholz als wichtige Voraussetzung für die Erhaltung der Biodiversität in den Wirtschaftswäldern zu erarbeiten.
Ergebnisse im Überblick
Das theoretische Mehrnutzungspotenzial der untersuchten buchen- und eichendominierten Bestände (betrachtet wurden Bestände mit einem Alter von mehr als 80 Jahren und mit einem Vorrat von 400 bis 600m³ pro ha) im Gegensatz zur bisherigen forstlichen Nutzung beträgt je nach Alter ca. 12-20 % der gesamten Biomasse. Dabei handelt es sich um Astholz, das bisher weitgehend im Wald verblieben ist. Neben dem Laub enthalten diese Teile die meisten Nährstoffe. Eine zu umfangreiche Entnahme ist daher wirtschaftlich nicht nachhaltig: Intensive Nutzung von Biomasse hat - je nach Standort - Auswirkungen auf die Wuchsleistung eines Bestandes. Astmaterial soll daher nicht in größerem Umfang zur Biomassenutzung entnommen werden, sondern soll wie bisher im Wald verbleiben.
Darüber hinaus wirkt sich die zusätzliche Entnahme von Biomasse auf die Biodiversität - unter anderem auf Moose, Pilze, Flechten, Schnecken, Käfer, Vögel und Säugetiere - aus. Viele Arten sind vom sogenannten Totholz - als Wohn- und Lebensraum bzw. Nahrung - abhängig. Als Totholz bezeichnet man abgestorbene Bäume oder Teile davon, die im Wald verbleiben und im natürlichen Kreislauf langsam zersetzt werden. Sie bilden für zahlreiche Arten einen wichtigen Lebensraum. Viele Totholzbewohner sind heute schon selten oder sogar vom Aussterben bedroht. Schon ein Totholz-Anteil von 5-10 % ermöglicht auch für anspruchsvollere Arten ein Überleben im Wirtschaftswald. Die Werte beziehen sich auf Eichen- und Buchenwälder mit einem Alter von mehr als 80 Jahren und einem Vorrat zwischen 400 und 600 m³/ha.
Nach Ergebnis der interdisziplinären Studie sollen je nach Bestand (Vorrat 400 bis 600m³/ha) etwa 8-10 (5%) bis 16-20 (10%) Bäume pro ha Waldfläche als Totholz/Altholz sowie Altholzanwärter zur Verfügung stehen. (Dabei wurde als Baum eine "Idealbuche" mit einem BHD von 50cm angenommen.) Etwa die Hälfte davon sollte "stehendes Totholz" sein. Dazu zählen abgestorbene und absterbende Bäume die noch aufrecht stehen. Laubbäume sind besonders wertvoll, ebenso wie besonders dicke Bäume ab 40 cm Durchmesser.
Alt- und Totholz sollte außerdem nicht nur inselartig zur Verfügung stehen, sondern gut vernetzt und verteilt im Wirtschaftswald erhalten werden, da eine Vernetzung für das langfristige Bestehen der Totholzbewohnerpopulationen von großer Wichtigkeit ist. Naturwaldzellen und andere forstlich nicht genutzte Bereich - wie z.B. die Kernzonen im Biosphärenpark sind von großer Bedeutung für die Erhaltung seltener Arten, können das Totholz/Altholz im Wirtschaftswald aber nicht ersetzen!