Josef Schöffel-Naturschutzpreis verliehen: Wiederherstellungsprojekt von Trockenrasen und Flaumeichen-Wäldern an der Thermenlinie ausgezeichnet
Der Josef-Schöffel-Naturschutzpreis wird vom Land Niederösterreich für hervorragende Verdienste um den Schutz der heimischen Natur verliehen. Zu den heurigen GewinnerInnen zählt das Projekt "Wiederherstellung und Erhalt von Trockenrasen und Flaumeichen-Wäldern in den Gemeinden Baden, Bad Vöslau und Pfaffstätten". Die drei Biosphärenpark-Gemeinden, der Landschaftspflegeverein Thermenlinie - Wiener Becken und der Biosphärenpark Wienerwald sind dabei die federführenden PartnerInnen.
Wichtige Hotspots der biologischen Vielfalt in Gefahr
Trockenrasen und Flaumeichen-Wälder zählen zu den arten- und insektenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Kommen sie im Mosaik gemeinsam vor, ist die Artenvielfalt noch viel höher. Gleichzeitig sind sie in Österreich und der EU selten und stark gefährdet, viele der hoch spezialisierten Arten sind vom Verschwinden bedroht. Die Bedeutung der Lebensräume geht jedoch weit über die Artenvielfalt hinaus, wie Biologin Irene Drozdowski vom Landschaftspflegeverein Thermenlinie - Wiener Becken betont: „Trockenrasen sind durch ihr dichtes Wurzelnetz im Boden große, stabile Kohlenstoffspeicher und wichtig für den Klimaschutz. Die Pflanzenarten der Trockenrasen und Flaum-Eichenwälder sind gut an Hitze und Trockenheit angepasst und gerade in Zeiten des Klimawandels von größter Bedeutung für die Widerstandsfähigkeit und Anpassung von Ökosystemen an die veränderten Bedingungen.“
Enge Kooperation ermöglicht Erhaltung und Wiederherstellung
Die PartnerInnen des Siegerprojektes, die Gemeinden Baden, Bad Vöslau, Pfaffstätten, der Landschaftspflegeverein Thermenlinie - Wiener Becken und der Biosphärenpark Wienerwald, haben sich daher der Wiederherstellung von Trockenrasen und Flaumeichen-Wäldern entlang der Thermenlinie verschrieben.
„Unsere Trockenrasen sind unglaublich bunt blühende Juwele und prägen unsere Landschaft. Wir sind als Gemeinde stolz darauf. Wir engagieren uns schon seit fast 15 Jahren für ihre Erhaltung. Durch die enge Kooperation in der Region mit den Gemeinden Baden und Bad Vöslau und dem großen fachlichen und organisatorischen Beitrag von Landschaftspflegeverein und Biosphärenpark gelingt uns nun ein weiterer wichtiger Schritt, diese Lebensräume langfristig zu erhalten“, ist Bürgermeister von Pfaffstätten und Landtagsabgeordneter Christoph Kainz begeistert.
Dazu ergänzt Biosphärenpark Wienerwald Direktor Andreas Weiß: „Für die Erhaltung der Trockenrasen, die zu den wichtigsten Schutzgütern im Biosphärenpark gehören, ist ihre Vernetzung von großer Bedeutung. Die ehemals großen Flächen liegen heute voneinander isoliert und von Wald umgeben. Sie sind zu klein, um das Überleben der vielen Arten zu sichern. Im Rahmen unseres gemeinsamen Projektes können wir nun durch das Auslichten von Gehölzen wieder eine Verbindung herstellen und so gleichzeitig auch die lichtbedürftige Flaumeiche als klimafitte Baumart fördern. So profitiert beides – Wald und Offenland.“
Weidetiere sind ein Schlüsselfaktor für die biologische Vielfalt
Im Zentrum des Projektes stehen ehemalige, heute verwaldete Hutweideflächen in den Gemeinden Baden, Bad Vöslau und Pfaffstätten. „Unter natürlichen Gegebenheiten mit großen Weidetieren wie Auerochse und Wisent hätten wir hier ein für die biologische Vielfalt besonders wertvolles, ineinandergreifendes Mosaik aus Hecken, Einzelbäumen, Waldbereichen und offener Landschaft. Nach dem Zurückdrängen der Wildtiere standen hier über Jahrtausende die Weidetiere der Menschen. In unserem Projekt bringen wir nun die ökologisch wichtigen Weidetiere zurück. Zuerst die Ziegen vom Verein Hirtenkultur, die bei der Entbuschung und Auflichtung der Gehölze helfen. Dann Schafe, die die entstehende attraktive parkartige Landschaft langfristig offenhalten und die Trockenrasen erblühen lassen“, erklärt Bürgermeister Christian Flammer (Bad Vöslau). Außerdem werden 13.000m² Ackerbrache im Eigentum der Stadtgemeinde durch Einsaat regionaler Wildblumensamen ebenfalls wieder zu Trockenrasen. Bürgermeister Flammer freut sich hier über die enge Kooperation mit den LandwirtInnen vor Ort.
Auszeichnung mit dem Naturschutzpreis soll möglichst viele zum Mitmachen motivieren
Dass es zum Projekterfolg noch viel mehr Partner braucht, wissen die fünf PreisträgerInnen und engagieren sich für die Einbindung möglichst vieler AkteurInnen.
„Gemeinsam mit den Biologinnen und Biologen vom Landschaftspflegeverein ermöglichen wir der Bevölkerung und den Schulen in unseren Gemeinden, die Besonderheiten unserer Natur im Rahmen von Exkursionen hautnah zu erleben. Die Begeisterung motiviert, bei der Erhaltung mitzumachen und selbst anzupacken. Jedes Jahr helfen zahlreiche Schülerinnen und Schüler, Studentinnen und Studenten, Vereine wie die Pfadfinderinnen und Pfadfindern, Firmen mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Freiwillige beim Aushacken und Schneiden von jenen Gebüschen, die die Weidetiere nicht ausreichend verbeißen“, lädt Badens Bürgermeister Stefan Szirucsek dazu ein, für die heimische Natur aktiv zu werden.
Die umfangreichen Projekt-Aktivitäten brauchen natürlich auch eine Finanzierung. Diese wird von den fünf PartnerInnen sowie vom Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie und der Europäische Union – NextGenerationEU getragen.