Juni 2020: Mit ForscherInnen auf Artensuche in Wien-Währing

(Tullnerbach/Wien-Währing Juni 2020): Rund 75 ExpertInnen durchstreiften am 19. und 20. Juni 2020 den zum Biosphärenpark Wienerwald gehörenden Teil des 18. Wiener Gemeindebezirkes, um innerhalb von 24 Stunden möglichst viele Tier-, Pflanzen- und Pilzarten zu finden. Die Artensuche wurde zum 14. Mal im Biosphärenpark Wienerwald veranstaltet und soll die Bevölkerung für die heimische Naturvielfalt sensibilisieren: Rund 940 Arten wurden heuer von 75 ExpertInnen entdeckt, darunter elf verschiedene Fledermausarten und der Südliche Zahn-Kammpilz (Phlebia nothofagi), der in Österreich bisher erst sieben Mal gefunden wurde!

Trotz Regen und Wind waren heuer rund 75 ExpertInnen und WissenschafterInnen für verschiedene Artengruppen wie Vögel, Insekten, Reptilien, Pilze, Flechten u.v.m. 24 Stunden lang im Biosphärenpark-Teil des 18. Wiener Gemeindebezirks – der eine Fläche von rund 247 ha umfasst und rund 39 Prozent der Fläche des Bezirkes ausmacht - auf Forschungsexpedition und konnten 940 Arten nachweisen.

„Uns und unseren Mitorganisatoren, dem Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien, der Wiener Umweltschutzabteilung, den Wiener Stadtgärten und der Bezirksvorstehung Wien-Währing, tut es sehr leid, dass wir das große Familienfest und die beliebten Nachtführungen absagen mussten. Umso mehr freut es mich, dass wir dennoch so viele ExpertInnen für den Tag der Artenvielfalt gewinnen konnten, die sich ehrenamtlich in den Dienst der guten Sache stellten und so wichtige Arbeit für die Dokumentation und Erhaltung der Tier- und Pflanzenwelt im Biosphärenpark Wienerwald leisten“, bedankt sich DI Andreas Weiß, Direktor des Biosphärenpark Wienerwald.

Besondere Tier-, Pflanzen- und Pilzfunde in Wien-Währing

„Das Highlight des diesjährigen Tag der Artenvielfalt war für mich die Aufnahme des Pötzleinsdorfer und Gersthofer Friedhofes als Untersuchungsgebiet für unsere Artensuche“, berichtet Prof. Wolfgang Adler, der bisher bei allen Tag der Artenvielfalt-Veranstaltungen als Forscher mit dabei war. Unter anderem konnte hier bei den Pflanzenarten das selten bis sehr selten vorkommende Gras Mäuse-Federschwingel (Vulpia myuros) gesichtet werden, wie auch die niedrigen Blühpflanzen Verkannter Schmalkopf-Mohn (Papaver dubium subsp. confine), der Tauben-Storchschnabel (Geranium columbinum) und die Ackerröte (Sherardia sp.). Im Pötzleinsdorfer Schlosspark wurde auch die eher selten in Wien vorkommende Türkenbund-Lilie (Lilium martagon) entdeckt.

Naturschutz-Experte Mag. Harald Gross von der Wiener Umweltschutzabteilung weiß über spannende Tierarten-Funde zu berichten: So entdeckten ExpertInnen die selten zu findende, etwa 2 mm kleine und zur Familie der Heuschrecken zählende Ameisengrille (Myrmecophilus acervorum). Sie zählt zu einer Gruppe von Insekten, die sich als Ameisen tarnen und dadurch im Ameisen-Verband aufgenommen werden. Interessant war auch der Fund der Baumwanzen-Art Potops curvidens, die in Wien erst zum zweiten Mal entdeckt wurde. Außerdem wurden elf verschiedene Fledermausarten, die selten zu sehende Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis), und im Kräuterbach der selten vorkommende Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) gesichtet.

Durch den trockenen Winter und Frühling gab es insgesamt eher wenige Pilzfunde. Allerdings berichtet Pilzexpertin Mag. Dr. Irmgard Greilhuber über den Fund des Borstigen Zwerg-Dachpilzes (Pluteus hispidulus), der bisher erst 30 Mal in Österreich entdeckt werden konnte. Besonders groß war die Freude über den Südlichen Zahn-Kammpilz (Phlebia nothofagi), der in Österreich bisher nur sieben Mal gefunden wurde und als Lebensraum vor allem dickes Totholz im finalen Zersetzungsstadium benötigt. Der Fund kann durchaus als Zeugnis für einen gesunden Waldbestand im Pötzleinsdorfer Schlosspark gewertet werden.

Der Tag der Artenvielfalt wird vom Biosphärenpark Wienerwald seit nunmehr 14 Jahren, mit einem großen Familienfest und spannenden Nachtführungen, organisiert. Die heimische Bevölkerung soll für die heimische Naturvielfalt begeistert und Daten zur Dokumentation und Erhaltung der Tier- und Pflanzenwelt gesammelt werden.